Rheinau-Rheinbischofsheim
 

Verstärkung dringend gesucht

Vermehrte Einsätze bringen Rheinbischofsheimer Feuerwehr an ihre Grenzen / Aufruf zeigt Erfolg

 

Mit einem öffentlichen Aufruf zur Mitarbeit wendet sich die Rheinbischofsheimer Feuerwehr an die Rheinauer Öffentlichkeit: Grund sind personelle Engpässe, die durch das Nachrücken aus der Jugendwehr allein nicht mehr beseitigt werden können.

 

»Das altersbedingte Ausscheiden von Feuerwehrangehörigen kann mit dem Nachrücken aus der Jugend nicht mehr aufgefangen werden«, erklärt Rolf Karl, Abteilungskommandant von  Rheinbischofsheim und stellvertretender Kommandant der Rheinauer Gesamtwehr, besorgt den Hilferuf. Dieser hat sich allerdings als sehr erfolgreich entpuppt, da sich bereits drei neue Mitglieder gefunden hätten, die in der Hauptversammlung vorgestellt werden sollen. Außerdem sei das Thema »Feuerwehr« dadurch in aller Munde, und vielleicht fühle sich der ein oder andere noch dazu berufen, den freiwilligen und ehrenamtlichen Dienst als Feuerwehrmann oder -frau anzutreten, wünscht sich Karl.

»Noch ist die Tagesverfügbarkeit in Ordnung«, beruhigte der Abteilungskommandant. Das heißt, er könne im Ernstfall mit dem Löschfahrzeug und einer kompletten Löschgruppe ausrücken. Zu größeren Einsätzen würden weitere Abteilungen aus ganz Rheinau sowie benachbarte Wehren hinzugezogen.

Steigende Einsatzzahlen

Die Einsätze seien mehr geworden, bestätigt Rolf Karl, das liege an der vermehrten Elektrotechnik in den Häusern – technische Defekte seien die häufigste Brandursache – und den vermehrten Verkehrsunfällen. Erst vor ein paar Wochen war die Feuerwehr bei einem schweren Verkehrsunfall zwischen Hausgereut und Freistett im Einsatz, erinnert er sich. Für die Zukunft rechne Karl mit weiter steigenden Einsätzen. Auch die Bevölkerung selbst rufe heute bei vollgelaufenen Kellern oder ähnlichen Nöten schneller die Feuerwehr als früher. Durch die erhöhte Aufmerksamkeit der Bürger sei auch ab und zu ein blinder Alarm dabei. »Wir kommen, wenn wir gerufen werden, das ist Fakt«, betonte der Abteilungskommandant, »und lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig.«

Der altersbedingte Rückgang der aktiven Feuerwehrleute betreffe nicht nur Rheinbischofsheim, sondern alle Abteilungen in Rheinau sowie generell alle Wehren, bestätigt Rheinaus Stadtkommandant. Teilweise führt er dies auf den Wegfall der Wehrpflicht zurück. So bringe heute der Eintritt in eine Hilfsorganisation wie der Feuerwehr oder dem Roten Kreuz keinen greifbaren Vorteil mehr, früher konnte damit die Wehrpflicht umgangen werden. Ein Großteil der heutigen Führungskräfte sei diesen Weg gegangen.

Frühe Bindung

Heute sei es allein der Spaß an der Feuerwehrarbeit, der die jungen Feuerwehrleute binden könnte. »Nach dem Rheinbischofsheimer Aufruf werden sich mit Sicherheit viele andere Abteilungen auch Gedanken machen und sehr wahrscheinlich einen ähnlichen Weg einschlagen«, ist sich Thomas Beik sicher. Die Jugendarbeit hat in Rheinbischofsheim, wie bei allen anderen Rheinauer Abteilungen, einen sehr hohen Stellenwert. Durch spezielle Jugendproben, spielerisches Lernen aller Techniken, Knoten und sonstiger Handgriffe, Wettbewerbe, Zeltlager und Ausflüge versucht die Wehr, attraktiv zu sein und die Jugendlichen an sich zu binden. Ein großer Einschnitt komme dann, wenn die Jugendlichen erwachsen werden und zur Grundausbildung dürften. Das treffe genau die Zeit, in der die Jugendlichen ihren beruflichen Umbruch hätten, eine Ausbildung an einem anderen Ort, ein Studium oder Prüfungen zu bewältigen hätten und der Dienst bei der Feuerwehr in den Hintergrund rücke. Viele würden danach leider den Weg nicht mehr zurückfinden, bedauert der Kommandant.

Vor allen Dingen sei man nicht von heute auf morgen ausgebildeter Feuerwehrmann, es gehöre viel Erfahrung und einige in gewissen zeitlichen Abständen notwendige, dafür interessante Ausbildungen dazu. Bis man zu den erfahrenen Feuerwehrleuten gehöre, dauere es mehrere Jahre, erklärte Thomas Beik die Dringlichkeit. Das sei der Hauptgrund, warum sich die Abteilungen bereits heute intensiv um Verstärkung bemühen, damit der Fall, zu wenige ausgebildete Feuerwehrleute zu haben, gar nicht erst eintritt.

 

 

 

 

Quelle:  bo.de -  Ellen Matzat