Auf 50 Jahre Feuerwehrdienst bringt es Rolf Dieter Karl von den Rheinbischofsheimer Floriansjüngern. Dafür erhielt er im vorigen Monat eine seltene Auszeichnung. Dass sich in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten viel geändert hat, weiß er wie kaum ein anderer.

 In der Hauptversammlung der Rheinauer Feuerwehr am 23. Februar wurde Hauptbrandmeister Rolf Dieter Karl für 50 Jahre Feuerwehrdienst mit dem Ehrenzeichen in Gold in besonderer Ausführung geehrt. Das ist eine sehr seltene Auszeichnung, denn die meisten werden, bevor die »50« erreicht ist, in die Altersmannschaft verabschiedet. 

Karl wurde am 26. Januar 65 Jahre alt und wird 2019 in die Altersmannschaft verabschiedet. Nach 25 Jahren als Kommandant der »Bischemer« Abteilung stellte er sich daher am 5. Januar nicht mehr zur Wahl. 22 Jahre war er auch stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Rheinau. »Nach 50 Jahren wird schon etwas fehlen.

Es kann gut sein, dass ich mich daran erst gewöhnen muss, aber ich versuche, mich bereits jetzt damit zu arrangieren.« 

 

Eintritt mit 14 Jahren

Den Floriansjüngern trat er am 1. Januar 1968 bei. »Wir waren eine gute Gruppe, wir haben Jugendproben und Leistungsabzeichen gemacht, die Kameradschaft hat gepasst und so bin ich dabei geblieben«, erinnerte er sich. Er absolvierte 1983 den Funkerlehrgang, 1984 den Gruppenführerlehrgang und 1990 den Zugführerlehrgang.

 

Alle drei waren Voraussetzung für eine Leitungsfunktion. In 50 Jahren Feuerwehr hat sich viel verändert. So gab es früher noch die Alarmierung über die Sirene, so dass das ganze Dorf Bescheid wusste.

Seit den 80er Jahren gibt es die stille Alarmierung über den Piepser, den ein Feuerwehrkamerad rund um die Uhr bei sich hat. »Heute hätte man sicher Probleme wegen Lärmbelästigung und es wäre wahrscheinlich jedes Mal Gott und die Welt unterwegs und würde die Arbeiten behindern«, mutmaßt Karl. Weiter hat sich die persönliche Schutzausrüstung erheblich verbessert.

Auch der Atemschutz mit entsprechender Ausbildung wurde erst im Laufe der Jahre flächendeckend eingeführt. Früher war die Rettung aus einem brennenden Gebäude sehr riskant. 

 

 

Moderner unterwegs

Auch die Fahrzeuge haben sich gravierend geändert: Als Karl zur Feuerwehr kam, war das Einsatzfahrzeug ein 20 Jahre alter ausrangierter und umgerüsteter VW-Bus mit Tragkraftspritzenanhänger.

 

Die Hydranten gab es erst mit der Einführung der öffentlichen Wasserleitung.  »Die Wasserversorgung aufzustellen, war früher erheblich zeitaufwändiger als heute.« 

 

Während früher hauptsächlich Brände gelöscht wurden, da die landwirtschaftlichen Betriebe, die mit Holz und Kohle beheizt wurden, feueranfälliger waren als die Gebäude heute, sind es heute vor allem technische Hilfeleistungen bei Unfällen, Türöffnungen, Tierrettungen und Tragedienste für kranke Personen. Auch würde heutzutage viel schneller die »112« gewählt.

 

»Die Feuerwehr hat sich positiv entwickelt sowohl von der Ausstattung als auch von der Ausbildung her«, zieht Karl ein positives Resümee. Allerdings habe sich aufgrund der Lehrgänge auch der Zeitaufwand für das einzelne Mitglied erhöht. Traurig sei, dass die Wertigkeit solcher Institutionen sinke, was auch zu Nachwuchsproblemen führe. 

 

 

Info
 

Prägende Einsätze

Sein persönlich größter und schlimmster Einsatz war 1987 beim landwirtschaftlichen Hof von Familie Lacker, wo das Ökonomiegebäude im Vollbrand stand und nicht alle Tiere gerettet werden konnten. Ein Jahr später brannte das Holzlager der Schreinerei Scherwitz vermutlich aufgrund eines technischen Defektes und 1989 das Sporthaus, das Einbrecher anzündeten. 

»Einsätze im eigenen Dorf gingen mir besonders nah«, gibt er zu. Seither gab es in »Bische« den Brand in der Altrheinstraße, bei dem ein im Umbau befindliches Haus samt Nachbarhaus abbrannte. em